
Volkskorrespondenz zum Wochenede
Heinz Ahlreip – 17. Januar 2025

Seit 1900 stellt der Kampf um die Neuordnung der Weltpolitik einen zentralen Konflikt dar. Dieser wurde zeitweise, insbesondere durch die Oktoberrevolution, gelockert, aber auch durch den italienischen, japanischen, spanischen, deutschen und chilenischen Faschismus wieder verschärft. Heute haben sich die asozialen Imperialisten so weit etabliert, dass sie die Völker der Welt in einen Abgrund treiben, der in einem Dritten Weltkrieg mit einer alles zerstörenden thermonuklearen Katastrophe enden könnte.
Auf der Bühne der Machtpolitik herrscht ein Klima gegenseitiger Bedrohung, während die Bevölkerung über die Ursachen des Krieges im Dunkeln gelassen wird. Es ist die Aufgabe der Marxisten-Leninisten, wie Lenin bereits 1916 in seiner Imperialismus-Analyse darlegte, die Volksmassen aufzuklären. Imperialistische Kriege entstehen, weil der freie Konkurrenzkapitalismus um 1900 vom monopolistischen Kapitalismus der Trusts abgelöst wurde, der durch Großbanken und den Kapitalexport gestärkt wird. Diese Jagd nach Rohstoffen führte zur ökonomischen Neuaufteilung der Welt, während die koloniale Aufteilung bereits abgeschlossen war. Daraus ergab sich ein Konflikt, den die Imperialisten nur durch Gewalt lösen konnten.
„Die Herrschaft des Proletariats wird sie [nationale Absonderungen und Gegensätze] noch mehr verschwinden machen. Vereinigte Aktion, wenigstens der zivilisierten Länder, ist eine der ersten Bedingungen seiner Befreiung.“¹ Dieser Gedanke von Marx und Engels wurde durch den Imperialismus ins Gegenteil verkehrt. Lenin entwickelte 1915 in seinen Schriften Über die Losung der vereinten Staaten von Europa und Das Militärprogramm der proletarischen Revolution die These, dass der Sozialismus auch in einigen oder sogar einem einzelnen Land siegen könnte. Der Erste Weltkrieg war Neuland und brachte neue Erfahrungen. Lenin betrachtete den Krieg nicht pauschal-pazifistisch, sondern sah ihn als Beschleuniger politischer Ereignisse. Er ging davon aus, dass durch den Weltkrieg eine internationale Revolution möglich würde – nicht durch Industrialisierung, sondern durch eine „Internationale des Hungers, des Massenelends und der Verwüstung.“
Lenin erkannte, dass „das richtige Lesen eines Krieges extrem schwierig“ sei. Der Weltkrieg war für ihn ein Beschleuniger politischer Prozesse und eine Art Regisseur im Hintergrund. In seinem Vorwort zu Staat und Revolution, geschrieben im August 1917, erklärte Lenin: „Die Revolution von 1917 […] kann diese ganze Revolution überhaupt nur verstanden werden als ein Glied in der Kette der sozialistischen proletarischen Revolutionen, die durch den imperialistischen Krieg hervorgerufen werden.“²
Doch die Entwicklung verlief anders. Während in Russland eine Revolution gelang, wurde die Novemberrevolution in Deutschland 1918 niedergeschlagen. Rosa Luxemburg nannte die deutschen Sozialdemokraten „die größten Halunken der Weltgeschichte.“ Am 15. Januar 1919 bewahrheiteten sich ihre Worte: Sozialdemokraten unterstützten reaktionäre Freikorpssoldaten bei ihrer Ermordung. Dies legte den Grundstein für den Aufstieg des Nationalsozialismus.
Die damaligen Ereignisse zeigen, wie sich Imperialismus und Krieg gegenseitig bedingen. Heute treiben Politiker wie Pistorius Europa erneut in eine gefährliche Richtung, die wieder unter der Formel zusammengefasst werden könnte: Imperialismus führt zu Krieg.
- Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 479
- Wladimir Lenin: Staat und Revolution, Werke, Band 25,Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 396
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Über den Autor:
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse. Ahlreip arbeitete als Lagerarbeiter u. a. bei Continental in Hannover und bis zum Rentenbeginn als Gärtner für Museumsstätten und Friedhöfe.
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Hallo,
spannender Beitrag über die Ursachen und Auswirkungen des Imperialismus. Die Verknüpfung historischer Ereignisse mit der heutigen globalen Situation regt wirklich zum Nachdenken an.
Mich interessiert, wie Sie die Rolle der modernen politischen Strukturen im Vergleich zu den imperialistischen Bestrebungen der Vergangenheit sehen? Würde mir Ihre Meinung dazu sehr freuen.
Viele Grüße
Sehr geehrter Herr Felsen,
Im Kern bleibt Lenins Imperialismus-Analyse politisch stichhaltig, auch nach fast 110 Jahren, zwei imperialistischen Weltkriegen und einem sich abzeichnenden dritten. Der heutige Parlamentarismus ist weiterhin ein ungeeignetes Organ zur Kriegsverhinderung; er ist nach wie vor ein Organ der kriegslüsternen Bourgeoisie zum Durchpeitschen ihrer raffgierigen Völkermordphantasien. Die großen Linien Lenins bleiben gültig, so auch die Spaltung der Arbeiterbewegung in revolutionären Kommunismus und sozialfaschistischen Sozialdemokratismus, Sozialchauvinismus und Opportunismus.
Die Monopolisierung durch Trusts und Kartelle, die Konzentration der Produktionsmittel und die Bedeutung des Finanzkapitals und seines Kapitalexports, vertreten durch wenige Großbanken, nehmen zu. Die Bedeutung der konterrevolutionären Ideologie ist gewachsen. Die Bundeswehr als eine den kapitalistischen Reichtum beschützende und ihn vermehrende Armee wird zur Armee „unserer“ Demokratie umgelogen. Überhaupt können Imperialisten heute Kriege gegenaufklärerisch nur als Volkskriege tarnen.
Nach wie vor ist der springende, kriegsprovokative Punkt, dass die international weltmarktbeherrschenden Kartelle heute, wie schon ab 1900, diesen Markt bis zu einem bestimmten Punkt friedlich untereinander aufteilen können, aber dann militant werden müssen, da das Territorium der Welt, auf das Expansion verlagert werden könnte, bereits imperialistisch besetzt ist. Der Ausbruch eines dritten Weltkrieges ist also ökonomisch bedingt. Die bürgerlichen Politikaster laufen somit einerseits durch ihre Deklamationen ins Leere, weil sie wissenschaftlich hohl und haltlos sind, aber sie gehen damit zugleich auf Dummenfang und treiben naive, politisch ungeschulte und jenseits des wissenschaftlichen Sozialismus stehende Menschen in ihre Netze.
Es gibt bei der Bundeswehr Meldungen von Freiwilligen. Heute wird trotz allen Raffinements der kapitalhörigen Propaganda bürgerliche Politik mehr und mehr faschistoid durchsetzt. CDU und AfD zum Beispiel schlingen sich asylthematisch ineinander. Die Bourgeoisie ist als eine Klasse der Aufklärung gegen das feudale Privilegiensystem umgeschlagen in das Gegenteil – in eine, die ihre Blutsauger-Privilegien gegen den Sozialismus, ja selbst noch gegen ihre eigene Demokratie militant-aggressiv durchsetzt.
Die heutigen sozialistischen Parteien sind im Kern arbeiteraristokratisch. Durch den Imperialismus und seine Herausbildung von Quellen des Extraprofits aus den armen Ländern bläht sich ein ganzer Tross von Volksfeinden auf und trällert das große marxistische Lied auf den Lippen. Man kann Milliardäre nicht so mir nichts, dir nichts à la dem Linken van Aken einfach abschaffen oder mit Wladimir Majakowski rufen: „Her mit dem schönen Leben!“ Das ist Dummenfang.
Der wissenschaftliche Sozialismus stellt die Systemfrage und lehrt uns deren Lösung als Folge von 15, 20, ja 50 Jahren Bürgerkrieg der schrecklichsten Art. Nach den deutschen Klassikern haben wir 15, 20, 50 Jahre Bürgerkriege und Völkerkämpfe durchzumachen – nicht nur, um die Verhältnisse zu ändern, sondern um uns selbst zu verändern und die Fähigkeit zur ausübung der politischen Herrschaft zu erlangen.
Heinz Ahlreip