Burkhard Garweg meldet sich erstmals aus der Illegalität

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Redaktion – 20. Dezember 2024

Nach 34 Jahren im Untergrund hat sich der Burkhard Garweg, ein ehemaliges Mitglied der Roten Armee Fraktion (RAF), mit einem langen Brief zu Wort gemeldet. In dem Schreiben, das zuerst der Wochenzeitung taz und später dem linken Portal Indymedia vorlag, kritisiert er die Darstellung ehemaliger RAF-Mitglieder als „Räuberbande“ und spricht sich gegen Militarisierung, Ausbeutung und Unterdrückung aus. Medienberichten zufolge wurde die Echtheit des Briefes von Garwegs Anwalt und der Zeitung bestätigt.
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Vorwürfe und Fahndung

Der Genosse Burkhard Garweg wird vom Landeskriminalamt Niedersachsen gesucht, da ihm vorgeworfen wird, Mitglied der dritten Generation der RAF gewesen zu sein. Zudem soll er nach der Auflösung der Gruppe an 13 schweren Raubüberfällen beteiligt gewesen sein, um sein Leben im Untergrund zu finanzieren. Im Zuge derselben Ermittlungen wurde Daniela Klette zu Beginn des Jahres in Berlin verhaftet, wir berichteten mehrfach darüber. Des Weiterhin wird nach Ernst-Volker Staub gefahndet wird. Gegen alle drei laufen zudem Ermittlungen wegen versuchten Mordes.
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Kritik an der staatlichen Darstellung

Burkhard Garweg nutzt seinen Brief, um auf die Vorwürfe gegen sich und seine ehemaligen Mitstreiter einzugehen:

„Das erzeugte Bild vom ‚Terroristen‘ soll die Geschichte des Widerstands gegen die kapitalistischen Gewaltverhältnisse entpolitisieren, soll spalten, soll vernebeln, dass die staatliche Gewalt und die Gewaltverhältnisse des kapitalistischen Systems für viele Menschen auf der Welt wirklich nur noch Terror ist.“

Er wirft den Behörden vor, ein verzerrtes Bild von ihm, Klette und Staub zu verbreiten, um die Militarisierung des Staates zu rechtfertigen:

„Die fortwährende Propagierung unserer Gewalttätigkeit und Gefährlichkeit, die Haus- und Wagenplatzdurchsuchungen in martialischer Form, gepanzerte Fahrzeuge und MP-bewaffnete Polizis­ten, als sei der Krieg ausgebrochen, Kontrollen und Festnahmen sind mit den bewusst erzeugten Bildern nichts als die Behauptung der Notwendigkeit polizeilicher Militarisierung und eine Inszenierung, um die Bevölkerung zur Fahndung zu mobilisieren.“

Distanzierung von Gewalt gegen Menschen

Während die Behörden Garweg und seine Mitstreiter als „Räuberbande“ darstellen, lehnt er heute Gewalt gegen Menschen aus finanziellen Gründen strikt ab. Er bedauert die Traumatisierung von Beschäftigten bei überfallenen Geldtransporten und Geschäften ausdrücklich.
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Gesellschaftskritik und Rundumschlag gegen Missstände im Kapitalismus

Der Brief beschäftigt sich nicht nur mit den Vorwürfen gegen Burkhard Garweg und die ehemaligen RAF-Mitglieder. Er nutzt die Gelegenheit, um umfassende gesellschaftliche Missstände in Deutschland und weltweit anzuprangern. Themen wie Aufrüstung, Umweltzerstörung und die staatliche Unterdrückung von Aktivisten stehen dabei im Mittelpunkt.

Burkhard Garweg nennt explizit Klimaaktivisten, Menschen, die gegen Abschiebungen kämpfen, sowie Opfer staatlicher und faschistischer Gewalt wie Mouhamed Dramé, Oury Jalloh oder die vom NSU Ermordeten. Er solidarisiert sich auch mit Personen, die die Corona-Pandemie als Vorwand für den Ausbau eines autoritären Staats sehen und dafür denunziert werden.
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Revolutionäre Vision und Kritik am Kapitalismus

Garweg sieht sich weiterhin als Teil einer „revolutionären Linken“ und beschreibt seine gesellschaftliche Vision folgendermaßen:

„Wir gingen davon aus: Wer die Frage nach einer gewaltfreien Gesellschaft stellt, die nicht dem Profit der Wenigen verpflichtet ist, der Spaltung der Menschen in schwarz und weiß, in arm und reich oder in Mann oder Frau, muss sich irgendwann zwangsläufig mit der Frage von struktureller Gewalt des Systems, revolutionärer Gegenbewegung und revolutionärer Selbstverteidigung auseinandersetzen.“

Er betrachtet den Kampf gegen die bestehenden gesellschaftlichen Zustände weiterhin als notwendig. Dabei richtet er seinen Blick auch auf die erstarkende Rechte, die er als Ausdruck der „allgemeinen Krise des Kapitalismus“ versteht. Andere politische Parteien sieht er als keine echte Alternative, da sie Forderungen der Rechten übernommen hätten. „Die großen Probleme der Menschheit: Zerstörung der ökologischen Lebensbedingungen, Nationalismus, Krieg und Armut werden objektiv im Kapitalismus nicht gelöst werden können“, schreibt Genosse Garweg.
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Solidarität und Appell zur Bewegung

Garweg bedankt sich ausdrücklich für die Solidaritätsdemonstration im März in Berlin, die sich für die Freilassung von Daniela Klette und die Unterstützung Untergetauchter aussprach. Diese Aktion habe ihm Mut gemacht:

„In einer Situation der Schwäche hat es viel bedeutet und es hat Mut gemacht: die Solidaritätsdemonstration im März in Berlin für die Freiheit von Daniela und die Solidarität mit uns Illegalen.“

Er betont, dass die „bürgerliche Gesellschaft“ für ihn und seine Mitstreiter nur zwei Optionen vorgesehen habe: „eingesperrt oder erschossen zu werden“. Doch sie hätten es geschafft, sich dem zu entziehen, und das könne ihnen „niemand mehr nehmen“.

Zum Abschluss seines Briefes ruft Garweg zur Solidarität mit Daniela Klette und zur Wiederbelebung einer „antikapitalistischen, sozialrevolutionären und internationalistischen“ Linken auf.

Es wird Zeit – es ist Zeit –, sich zu bewegen“, schließt er seinen mit „Martin“ unterzeichneten Brief, ein Name, unter dem er einst auf einem Bauwagenplatz in Berlin gelebt haben soll.
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Das Sein bestimmt das Bewusstsein

Burkhard Maria Heimfried, wie ihn seine Eltern nannten, zog im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie von Bonn nach Hamburg, wo er seine Jugend verbrachte. Dort erhielt er eine kleinbürgerlich-akademische Erziehung. Sein Vater war Arzt und Professor der Anatomie an der Universität Hamburg.

1987 brach Burkhard die Schule ab und begann, sich in der linken Hausbesetzer-Szene der Hafenstraße zu engagieren. Um die Jahreswende 1989/90 ging er in den Untergrund und schloss sich vermutlich der sog. Dritten Generation der RAF an. Aufgrund seiner Intelligenz erkannte er schnell, dass das Leid der Welt – Ausbeutung, Unterdrückung und Kriege – eine gemeinsame Ursache hat: die maßlose Profitgier der herrschenden Klasse, der Bosse der Banken und Fabriken.

Die kurze Zeit zwischen seinem Auszug und dem Gang in den Untergrund reichte jedoch nicht aus, um zu verstehen, wie ein Kampf für eine gerechtere Welt erfolgreich geführt werden kann. Der wissenschaftliche Sozialismus blieb ihm fremd, und seine Erziehung hinderte ihn daran zu erkennen, dass das Proletariat die Grundlage für alles schafft, was die Herrschenden benötigen, um ihre Macht zu sichern. Bis heute scheint er, wie aus seinen aktuellen Verlautbarungen deutlich wird, nicht verstanden zu haben, dass nur das Proletariat in einem gemeinsamen Kampf unter der Führung einer starken und umsichtigen kommunistischen Partei die Verhältnisse grundlegend ändern kann.

Wenn Burkhard Garweg tatsächlich am individuellen Kampf beteiligt war, hat er durch seine Handlungen seine Skrupellosigkeit gegenüber Unschuldigen offenbart und ist zu verurteilen. Falls er sich jedoch lediglich durch Überfälle in der Illegalität Geld beschafft hat, um überleben zu können, ist Solidarität mit ihm geboten.

Die RAF scheiterte, weil sie grundlegende Prinzipien des Marxismus-Leninismus ignorierte. Eine Revolution erfordert die Unterstützung der Mehrheit, eine starke Kaderpartei und eine klare politische Strategie. Stattdessen setzte die RAF auf individualistischen Terror, der die breiten Massen ausschloss und sogar abschreckte.

Lenins Lehren bleiben auch heute aktuell: Revolutionen müssen reifen und aus der breiten Mobilisierung der Bevölkerung hervorgehen. Terroristische Gewaltakte, wie sie die RAF verfolgte, führen nicht zum Ziel, sondern untergraben das Vertrauen in revolutionäre Bewegungen. Die Geschichte der RAF zeigt, dass eine proletarische Revolution ohne das Volk keine Zukunft haben kann.
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Lest dazu bitte auch:

Solidarität mit allen vom Staat verfolgten politischen und sozialen Gefangenen!

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