Volkskorrespondenz zum Wochenede
Heinz Ahlreip – 19. April 2024
Am 5. April 2024 erschien in der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ im Feuilleton ein Artikel von Frauke Steffens mit dem Titel: ‘Epidemie der Traurigkeit‘. Über den Teich hinweg weiß Frau Frauke Steffens zu berichten, dass 2024 US-amerikanische Teenager unglücklicher seien als je zuvor. Man spricht in den USA offen von einer Krise der seelischen Gesundheit junger Menschen.
Es gibt Zeitgenossen, die nicht weiter in die Welt hinausblicken, als ihnen die Nase gewachsen ist. Das Internet sei daran schuld, nicht das spezifische Sozialmilieu der USA, das sich historisch begründete durch eine massive Ausrottung indianischer Ureinwohner durch eine fanatische, die bürgerliche Aufklärung verabscheuende religiöse Sekte, die besonders in der Mitte ihres anglikanischen Stammlandes nicht wohl gelitten war. Die sogenannten Pilgerväter verließen die englische Insel, um mit dem Schiff ‘Mayflower‘ ein freies Terrain für ihren Spuk zu suchen. Der französische Aufklärer Voltaire hatte richtig bemerkt, diese fanatische Sekte habe 1620 amerikanischen Boden zum Morden betreten. Mafiakeime wucherten also schon vor der US-Staatengründung im Boden. Ab 1900 entwickelte sich der US-Imperialismus zu einem der hässlichsten der Welt, der im Ersten Weltkrieg durch enorme Kriegskreditzinsen aus Europa Kapital akkumulierte, im zweiten großen Krieg nach der Fast-Ausrottung und Gettoisierung der Indianer im August 1945 wiederum in massenmörderischer Absicht Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abwarfen. Dann folgten Napalm-Einsätze in Korea und Vietnam. Die USA sind heute ein wahres El Dorado für Attentäter und Amokläufer, von Erschießungen von Schülern in Schulen durch Schüler, ihre Finanzkapitalisten sind das zu entfernende Krebsgeschwür am Weltkörper. Einen übleren Schurkenstaat mit verfaulten, finsteren mittelalterlichen Wurzeln hat die Weltgeschichte nicht zu verzeichnen. Wo Schatten kühlt, ist auch Licht, es kann nicht in Abrede gestellt werden, dass die US-amerikanische Bourgeoisie im 18. Jahrhundert chronologisch an der Spitze des ersten großen Demokratieschubs der Neuzeit gegen die Feudalität stand, wobei General La Fayette als Held zweier Erdteile als Ideenüberträger via dem Atlantik fungierte, um sich während der Jakobinerdiktatur als Revolutionsverräter zu entpuppen. Was 1776 noch progressiv war, etwa eine Nationalversammlung, ist heute 2024 reaktionär, parlamentarischer Kretinismus geworden. Im 19. Jahrhundert schlägt die Anti-Slavery-Rebellion Lincolns und der Massen positiv zu Buch, auch wenn vieles nur beschriebenes Papier blieb.
Es liegt also keine technische, sondern eine soziale Milieufrage vor. Unmenschliche Umstände bringen Unmenschen hervor. Hat das rapide Emporschnellen von Selbstmordzahlen in Gottes eigenem Land Ursachen aus dem Internet oder aus der extremen Klassendifferenz und dem mit ihr einhergehenden Religionswahn? Frau Frauke Steffens sieht sich gezwungen, die USA als ein Land “mit extremen Einkommensunterschieden bei geringer sozialer Absicherung“ anzugeben. Das Internet ist m. E. dagegen eine Gleichmachungsmaschine und bringt keine spezifischen Krankheiten hervor. Die von psychischen Qualen dominierte Krankheitsliste weist gar nicht auf das Internet hin, sondern auf die soziale Kälte eines auf extremer Klassen- und Rassendifferenz basierenden Ausbeuterstaates. Wenn die Gesellschaft, welcher Form sie auch immer angehöre, das Produkt des wechselseitigen Handelns der Individuen ist, sollte man Krankheitsmassierungen, die in Gottes eigenem Land besonders extrem sind, nicht an einem Computerwerkzeug oder an Handys fixieren, sondern aus der Mitte der kranken bzw. krankmachenden imperialistischen Gesellschaft heraus erklären. Laut Bürgerrechtsorganisationen wird jeder dritte schwarze Junge einmal in seinem Leben Knast schieben, unter Weißen jeder 17. Frau Frauke Steffens gibt diese Statistik an, dann entgleist der Satz: Der Trend zunehmender psychischer Erkrankungen unter US-Jugendlichen gehe über alle Klassen, Hautfarben und Geschlechter gleichermaßen hinweg. Hier hat verpesteter Odem aus der Wall Street ihre Brillengläser beschlagen.
Rühren, wirtschaftliche Ängste, Angststörungen, Motivationsstörungen, Apathie, leere Blicke, Angst vor Experimenten, Mangel an Selbstwertgefühl und Depressionen (+ 150 % unter den nach 1995 Geborenen/25 % der Mädchen im Teenageralter haben depressive Schübe erlebt) aus dem Internet her oder aus der Tatsache, dass 11,6 Millionen Minderjährige in Armut dahinvegetieren oder 4,2 Millionen Teenager jedes Jahr eine Form von Obdachlosigkeit erleiden? Jonathan Haidt, ein Professor für Sozialpsychologie an der New York University (NYU) hat ein neues Buch mit dem Titel ‘The Anxious Generation‘ geschrieben, das in Kürze in deutscher Sprache erscheinen soll: ‘Generation Angst‘. Bei Angst schaltet man den Computer sofort aus, das Problem ist also viel umfassender. Der Lösungsvorschlag des New Yorker Professors Haidt wird nicht hinhauen: Eltern sollen den PC-Konsum ihrer Kinder auf Null drosseln. Das verhindert keineswegs, dass die Millionäre im Reichtum ersticken, der großen Mehrheit des Volkes aber steigende wirtschaftliche Ängste den Hals zudrücken.
In den USA kommen zu den tiefen sozialen, von der Politik, von den zwei großen Banden politischer Spekulanten nicht zu überbrückenden Gräben noch eine widerliche Religionsorgie hinzu. “Die Religion ist entstanden zu einer sehr waldursprünglichen Zeit aus missverständlichen, waldursprünglichen Vorstellungen, der Menschen über ihre eigne und die sie umgebende äußere Natur. 1. Von morgens bis abends dudeln aus allen Nischen Religionsschnulzen der TV-Pfaffe wird regelrecht jeck wie der Derwisch in der Trance, trunkene, ausgerastete Gehirne im Ausnahmezustand, Trump-Opfer. Schon allein die Tatsache, dass ein von der Wall Street eingesetzter neuer US-Präsident bei seiner Vereidigung im Stil eines Koran-Muselmannes die Hand auf die Bibel legt, einem der größten Verdummungsbücher der Geschichte, spricht Bände. Das ist das ideale Milieu, in dem politische Rattenfänger heranwachsen können. Trump ist nur eine Bastardausgeburt, wie sie im Buch der Imperialisten steht. Die lichten demokratischen Momente der USA sind in ihrer Geschichte viel zu rar, als dass das Land als glorreich passieren könnte. Der Staat der USA muss vernichtet werden, damit die arbeitende Menschheit und junge Menschen in Amerika aufatmen können.
- Friedrich Engels: „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie“, Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 303
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Über den Autor:
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse. Ahlreip arbeitete als Lagerarbeiter u. a. bei Continental in Hannover und bis zum Rentenbeginn als Gärtner für Museumsstätten und Friedhöfe.
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