Volkskorrespondentin KikiRebel – 25. Mai 2022
Ich frage msch schon seit Wochen wie weit die russische Bevölkerung den imperialistischen Krieg der russischen Oligarchen und ihrer Regierung wirklich unterstützt.
Auch in den westlichen Medien wir immer wieder behauptet, dass die russische Bevölkerung hinter „Putins Krieg“ gegen die Ukraine steht. Anscheinend gibt es jetzt neue Erkenntnisse: Bei »Klasse gegen Klasse« fand ich nachfolgenden Artikel, der diesen Punkt näher beleuchtet.
„Im April 2022 sprachen sich nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine rund 82 Prozent der Russen für das Handeln des russischen Präsidenten Wladimir Putin aus“, schreibt das Statistikportal Statista auf ihrer Website. Demnach ist die Beliebtheit für das Handeln des Präsidenten seit Kriegsbeginn um ganze 17 Prozent gestiegen. Laut Erhebung des „Lewada-Zentrums vom April 2022 unterstützen 74 Prozent aller Russ:innen den Krieg. Von denen würden 45 Prozent „voll und ganz“ dahinter stehen und 29 Prozent „eher“. Doch stimmen diese Umfragen oder sind sie durch die Einschüchterung der russischen Bevölkerung beeinflusst?
Diesen Schluss lässt ein Artikel im Onlinemagazin Telepolis zu. „Die Angst vor der „falschen“ Antwort“, sei weit verbreitet. An der jüngsten Erhebung haben sich 1.651 Personen beteiligt, während 29.000 die Interviews ablehnten. Das stellt eine Steigerung von 25,4 Prozent im Vergleich zu Kriegsbeginn dar. Auch die Quote der abgebrochenen Befragungen stieg an. 34,1 Prozent beenden sie nicht. Die Meinungsforschung des Kremls wird in Europa also oft kritiklos übernommen und ein Narrativ herbeigedichtet, dass alle Russ:innen hinter Putin stehen würden. Doch das Vertrauen, glaubt man den Zahlen von Telepolis, ist gesunken. Laut der russischen Zeitung Kommersant, die dem Oligarchen Alischer Usmanow gehört und ebenfalls mit Vorsicht zu genießen ist, vertrauen nur noch 23 Prozent der Russ:innen den staatlichen TV-Medien und informieren sich vermehrt über Soziale Netzwerke und Telegram-Kanäle. Die Download-Zahlen für VPNs mit denen man die staatliche Zensur und die Sanktionen von Social Media umgehen kann stiegen in den vergangenen Monaten rapide an.
Auch wenn es keine seriösen, wissenschaftlichen Erhebungen gibt, wie hoch die Kriegsbegeisterung ist, sollten wir nicht der Kreml-Legende folgen, dass alle Russ:innen für den Krieg sind. Auch nicht, wenn dies von Politiker:innen und Medien in Deutschland gebetsmühlenartig wiederholt wird, um Sanktionen zu rechtfertigen. Das Narrativ, dass es Sanktionen bräuchte, die auch die russische Bevölkerung treffen, ist in diesem Sinne doppelt falsch. Zum einen entsteht dadurch in der russischen Bevölkerung das Gefühl, dass der Westen die einfachen Arbeiter:innen in Russland im Kampf gegen Putin alleine lässt, was zu Resignation führt. Und zum anderen wird in Europa so auch die Lüge verbreitet, dass Europäer:innen für die Niederlage Putins frieren müssten. Dieser Politik dürfen wir nicht folgen, stattdessen müssen wir mit den antimilitaristischen Ansätzen solidarisch sein, wie den Arbeiter:innen in Italien, Belarus und Griechenland, die Waffenlieferungen verweigerten.
Danke an die Genossen/-innen von »Klasse gegen Klasse« für ihre Recherche.
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Lest dazu bitte auch:
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Der Wunsch ist mal wieder Vater des Gedanken. Meiner Einschätzung nach gibt es in Russland 80% Apolitische, denen alles egal ist. Die Kriegsgegner und -befürworter teilen sich auf die restlichen 20% auf. Davon haben die Befürworter immer noch die Mehrheit, aber es gibt durchaus eine Opposition, die jedoch aufgrund der Repressionen nicht besonders lautstark auftreten kann. Dass die Gegner eigentlich in der Mehrheit seien, ist leider Wunschdenken. Letztendlich ist es auch egal, auch wenn eine Mehrheit den Krieg unterstützt: Wir wissen doch, dass es die Herrschenden immer wieder schaffen das Volk mit Lügen und allerhand Tricks hinter ihren Karren zu spannen, nicht nur in Russland. Wir wissen doch, dass Meinungen in Klassengesellschaften nicht „frei“ gebildet werden, nicht gebildet werden können. Daher erklären wir nie ganze Völker zu unseren Feinden, sondern versuchen zu verstehen welche sozioökonomischen Verhältnisse hinter bestimmten auch reaktionären Haltungen stehen und wie man diese Verhältnisse verändern kann.
Tut mir leid, dieser Text ist für mich genau jenes naive Gestammel, über den die global herrschenden US-brit.-Kapital-Faschisten höchst erfreut sein können. Es ist mehr als lächerlich, mit den bescheidenen Energien auf Russland und seine politische Führung los zu gehen, statt sie gegen die US-EU-Nato-giga-Faschisten zu bündeln ! Russland verteidigt völlig zu recht seine Grenzen gegen dieses global aufgestellte Polit-Gangster-Syndikat ! Trotzdem Gruß aus Österreich !
Sehe ich auch so wie im Artikel – mit jedem Tag Krieg werden die Zahl der Opfer auf russischer Seite auch höher, und wenn das Verhältnis Schutz der Russischsprachigen Ukrainer und russischer Opfer des Krieges im Bewustsein der Bevölkerung nicht mehr stimmt sinkt die Zustimmung. Den imperialistischen Charakter des russischen Angriffs auf die Ukraine wird wohl nur der fortschritlichste Teil der russischen Arbeiter und Interlektuellen erkennen. Die Propaganda wirkt da wohl entgegen. Und wer westliche Medien empfangen kann wird da ja mehr verwirrt als aufgeklärt.